Barbara und Sandokahn – „Ein Blick der zwei- und vierbeinige Frauenherzen schmelzen lässt“

Barbara Rennert-Pape und Sandokahn – „Ein Blick der zwei- und vierbeinige Frauenherzen schmelzen lässt“

  • Typ: Ausdrucksstarker mit viel Bewegung im Barocken Typ stehender Friesenhengst im Deckeinsatz
  • Ausbildung: Ein- bis Vierspännig erfolgreich gefahren. Dressur bis höhere Lektionen, für jeden Schabernack zu haben.
  • Einsätze in den Shownummern: sicheres Tetenpferd in der großen-Dressur-Quadrille, Power auf zwei Rädern – die Sulky Fahrquadrille, Mitternacht – die magische Lichtshow u.v.m.

Meine erste Begegnung mit dem Friesenhengst Sandokahn war purer Zufall. Es war Frühling, eine neue Herde wurde zusammengestellt. Mir wurde ein Strick in die Hand gedrückt und ich brachte den gerade 1 ½ jährigen Friesen auf die Wiese zu den anderen Halbstarken. Zu der Zeit hatte ich für Friesen außer der Bemerkung „ganz nett“ nicht viel übrig.

Dreijährig kam Sandokahn zurück auf den Hof. Er sollte Hengst bleiben und teilte sich ab diesen Zeitpunkt ein großes Paddock mit einem zweiten Friesenhengst. Ich hatte zu der Zeit zwei Warmblutstuten und immer noch nichts für Friesen übrig. Irgendwann fiel mir auf, dass er mich beobachtete. War ich auf dem Paddock von meinen Stuten, sah er mir vom Hof aus zu. War ich auf dem Hof, stand er an der Stelle, an der er mich am besten sehen konnte. Da mir so etwas noch nie passiert war, fragte ich meine Freundin und seine damalige Besitzerin, ob ich Halluzinationen hätte und mir das alles nur einbilde. Sei verneinte und meinte, es wäre ihr auch schon aufgefallen, dass Sandokahn ein Auge auf mich geworfen hat. Ich bilde junge Pferde aus und weil sich für den jungen Friesenhengst noch kein anderer Reiter interessierte, beschloss ich, mich mit dem Pferd näher zu befassen. Ich spazierte zu dem Paddock und nahm den ersten ernstgemeinten Kontakt mit einem Friesen auf.

Sandokahn näherte sich mir ohne mir zu nahe zu kommen, ich streichelte ihn und er beantwortete es mit einem zarten Schnobern. Ich holte ein Halfter und erwartet einen stürmischen Junghengst. Er zeigte mir einen folgsamen respektvollen jungen Herrn. Was immer ich auch von da an von ihm wollte, er bemühte sich aus Leibeskräften und gab immer 110 Prozent. Ein Halfter brauchten wir nur pro forma, denn er war sowieso da wo ich war. Beim Misten kam ich oft nicht vorwärts, weil sein Blick und seine Nähe mich zu spontanen Kuschelaktionen verleiteten. Ich konnte gar nicht anders und verliebte mich in ihn!

Durch Sandokahns Übereifer, mir zu gefallen, gab es auch beim Einreiten und Einfahren keine Probleme. Als er knapp fünf Jahre war hielt die Ostsee-Quadrille ein Training bei uns auf dem Hof ab. Meine Freundin und ich bewarben uns mit unseren Junghengsten und wir wurden nach einem erfolgreichen Probetraining in die Quadrille aufgenommen.

Viel Arbeit und Schweiß, aber vor allem Spaß, haben uns seitdem begleitet. Sandokahn ist zu einem stattlichen, kräftigen Hengst herangewachsen. Nicht nur ich bin ihm verfallen, auch die Pferdedamen schätzen seine Gesellschaft sehr. Mit ganz wenig Machogehabe nimmt er sich Zeit und bringt sie in Stimmung. Selbst ein Fohlen bei Fuß wird von ihm mit kleinen Spieleinlagen bei Laune gehalten. Ein Frauenversteher durch und durch. Mit seinem Wesen hat er auch geschafft, meinen Ehemann in seinen Bann zu ziehen, so dass es keine Eifersüchteleien zwischen den beiden „Männern“ in meinem Leben gibt. Sandokahn hat mir so manches Mal Zuversicht und Mut gegeben, wenn Frust und Traurigkeit in meinem Leben die Oberhand gewannen. Er weiß immer, wie mir zu Mute ist und schenkt mir all seine Liebe.

Gemeinsam haben wir uns in der Ostsee-Quadrille vorgearbeitet und sind jetzt ein fester und wichtiger Bestandteil der Formation. Mit seiner Ruhe gibt Sandokahn besonders neuen Pferden und Reitern Sicherheit während der Shows.

Bei einem Weideunfall hat Sandokahn ein Auge verloren. Es hat uns alle schwer getroffen, denn mit seinem Blick hat er allen immer direkt ins Herz geschaut. Zum Glück hat er sich mit seinem Schicksal schnell abgefunden und schafft es auch mit nur einem Auge, allen Menschen ins Herz zu blicken. Seiner Leistung an der Tete der großen Dressur-Quadrille hat der Verlust seines Auges keinen Abbruch getan. Die Verblüffung der Zuschauer bei unserem abschließenden Publikumsstreicheln ist immer sehr groß, wenn sie erkennen, dass der Hengst nur auf einer Seite sehen kann.

Doch trotz all der glücklichen, gemeinsamen Zeit stand etwas zwischen uns, was mir oft den Schlaf raubte. Sandokahn gehörte in all den Jahren unserer gemeinsamen Auftritte mit der Ostsee-Quadrille nicht mir. Es schwebte immer die Gefahr der Trennung über unserer Beziehung. Nach vielen Jahren, er war jetzt 12, habe ich endlich den letzten Schritt gewagt und unsere Beziehung legitimiert. Seit Februar 2013 bin ich glückliche Besitzerin von Sandokahn. Nichts kann uns mehr trennen. Die Jahre sind ins Land gegangen und inzwischen sind noch Valiente (PRE) und Robin von Loxley (Sandokahns Enkel) zu uns gestoßen doch dazu an andere Stelle mehr.

Ein Bricht von Barbara Rennert-Pape

Barbara und Valiente- „Unverhofft kommt oft“

Barbara Rennert-Pape und Valiente- „Unverhofft kommt oft“

  • Typ: leichter PRE-Wallach, Schimmel
  • Ausbildung: klassische Dressur, wird gerade eingefahren, toller Freizeitpartner
  • Einsätze in den Shownummern: S/W Quadrille, Kaleidoskop u.v.m.

 

Valiente ist mir einfach so passiert und das ist gut so.

Mich erreichte ein Aufruf einer Trainerin, die für das Pferd einer Schülerin ein neues zu Hause suchte. Ein Bild zeigte einen hübschen eher zierlichen PRE-Wallach. Ich hatte schon zwei Pferde und ein drittes war überhaupt nicht geplant, doch mein Bauchgefühl trieb mich dazu mich zu melden. In einem langen Telefonat erfuhr ich die ganze Geschichte. Eine junge Frau wollte sich den Traum vom eigenen Pferd erfüllen, ging zum Händler, bekam einen sedierten Spanier angedreht und war dann zu Hause mit dem Pferd völlig überfordert. Musste auf Grund einiger Umstände auch mehrfach mit dem Pferd umziehen, so dass beide nach einem halben Jahr nervlich völlig fertig waren. Da sie das Pferd trotzdem mochte und nicht wollte das er zum Wanderpokal wurde suchte sie für ihn ein gutes zu Hause. Mich ließ diese Geschichte nicht mehr los. Ich beschloss, mir das Pferd anzusehen. Ich fuhr nach Bielefeld und lernte zwei unglaublich nette Frauen kennen, deren ganzes Bestreben dem Wohle des Pferdes galt.

 

Wir fuhren in den Stall und ich traf Valiente zum ersten Mal. Von Kindesbeinen an liebte ich Schimmel und mein Mädchentraum war immer ein „Andalusier“, stolz und mit Kraft im Blick. Doch in der Box vor mir stand ein Häufchen Elend. Viel zu dünn, mit einem Matschauge und nervlich am Ende. Es brach mir das Herz, alles in mir schrie „Nimm ihn mit!“ Gesagt, getan. Zu Hause angekommen lernte er langsam den Rest meiner Herren-WG kennen. Mein Friesenhengst nahm sich seiner an und mit seiner Gelassenheit beruhigte er ihn und gab ich Sicherheit.  Ein halbes Jahr machten wir nichts anderes als Füttern, Putzen und Ruhe ausstrahlen. Inzwischen waren auch noch zwei Absetzer eingezogen, für die er sofort die Onkelrolle übernahm. Nach dem halben Jahr bemerkte ich eine kolossale Veränderung an Valiente. Aus dem Häufchen Elend wurde ein schönes Pferd. Das Gewicht stimmte, durch die Spielerei mit dem Jungvolk bildeten sich auch die richtigen Muskeln. Die Sicherheit in der Herde und sein wachsendes Vertrauen in mich führten zu einem wachen, ruhigen Blick. Der stolze Spanier erwachte. Langsam begannen wir mit der reiterlichen Arbeit. Ich wusste nichts über den Ausbildungsstand von Valiente und tastete mich vorsichtig  von Lektion zu Lektion. Er zeigte deutlich was er konnte und was nicht, wo noch seine körperlichen oder nervlichen Beschwerden lagen.  Doch wir wuchsen immer besser zusammen. Seine Besitzerin kam ihn Besuchen und erkannte ihr Pferd nicht wieder. Kurze Zeit darauf bekam ich Post. Es waren ein langer Brief und seine Papiere. Sie war glücklich, dass es ihm bei mir so gut geht und schenkte ihn mir. Ich las den Brief mehrfach und konnte es nicht fassen – mein Mädchentraum wurde wahr!

 

Inzwischen ist Valiente aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Aus dem ängstlichen verunsicherten Etwas ist ein stolzer, kräftiger PRE  geworden. Er ist gelehrig,  versucht mir immer zu gefallen und schmust für sein Leben gerne. Seine Ausbildung schreitet stetig voran und inzwischen ist er sogar eingefahren und geht ein- bis vierspännig vor dem Wagen. Ein gelassenes Allroundpferd.

 

Danke das du in mein Leben gestolpert bist.

 

Ein Bericht von Barbara Rennert-Pape