Andrea und Alrik van de Hyunderweide— „mein Traumpferd“

Andrea und Alrik van de Hyunderweide— „mein Traumpferd“
  • Typ: Alrik typvoller und tiefschwarzer 1,68m großer Friesenwallach
  • Ausbildung: Solide geritten in Dressur, im Gelände und in der Show
  • Einsätze in den Shownummern: große-Dressur-Quadrille, S/W-Quadrille, Mitternacht – die magische Lichtshow u.v.m.

 

Mai 2011: Das Licht wird gedämpft, die Show geht los! Gebannt sitze ich auf meinem Platz und schaue mir zum ersten Mal die Ostsee-Quadrille bei der „Nacht der schwarzen Perlen“ in Neustadt/Dosse an. Die nächsten drei Stunden sollten mein Leben nachhaltig verändern. Ich war überwältigt von der Schönheit und Eleganz der Friesenpferde, gepaart mit ihrem Stolz und der Fähigkeit, eine so enge Verbindung zu ihrem Reiter aufzubauen. Diese Pferde zu sehen, wie sie in einer so großen Anzahl scheinbar spielerisch zur Musik die Showbilder zeigen, wie sie in ihrer Präsenz und ihrem Sanftmut ihre Geschichten erzählen, hat mich tief berührt und bis heute nicht mehr losgelassen. Ich war ergriffen und der Wunsch irgendwann in meinem Leben mit meinem eigenen Friesen ein Teil der Ostsee-Quadrille zu sein, war geboren. Ich war ein „Pferdemädchen“, das immer davon geträumt hat, ein eigenes Pferd zu haben, nicht nur zum Reiten, sondern einen Freund, der mit mir durch Dick und Dünn geht. Die Friesen hatten mich schon immer fasziniert. Nun aber war die Zeit gekommen…

 

Nur zwei Wochen später stand ich auf der Weide eines Bauern nahe der holländischen Grenze, auf der sich einige Junghengste tummelten.Einige kamen gleich heran, doch einer stand zunächst etwas abseits und beobachtete aufmerksam das Geschehen. Neugierig schaute er, stolz aufgerichtet mit einer Spur Unsicherheit. Er wirkte feinfühlig und war wunderschön. Mir war sofort klar, das ist er! Er, das war Alrik, ein 3-jähriger Junghengst, roh, der sein Leben bislang unbekümmert auf Weiden verbracht hatte. Entgegen jeder Vernunft nahm ich ihn sofort mit. Über den Pferdekuss, den er mir dabei noch verpasste, muss ich heute lachen. Erfahrung im Anreiten junger Pferde hatte ich natürlich nicht. Was ich mitbrachte war eine große Portion Enthusiasmus und die Liebe zu diesem Pferd.

 

Ich beschloss, einfach mit meinen gesunden Menschenverstand und viel Gefühl zu versuchen, Alrik an alles heran zu führen. Ich las viele Bücher, war immer dankbar für Hilfestellungen und so lernten wir uns kennen und vertrauen. Er hat es mir leicht gemacht. Er war stets gut gelaunt und hatte Spaß an der Arbeit, er war aufmerksam und gelehrig. Wie stolz ich war, als ich das erste Mal auf seinem Rücken saß und er mich anschaute, als würde er sagen wollen „Alles klar, Mama und was machen wir jetzt?“ Er war die Ruhe selbst. Dass ich nur kurze Zeit später durch eine Rücken-Operation für ein halbes Jahr reiterlich ausfallen sollte, war der erste Dämpfer. Rückblickend gesehen, hat es Alrik gut getan. Wir haben uns die Zeit genommen und uns viel mit Bodenarbeit beschäftigt. So war er 4 Jahre alt, als es dann auch reiterlich weitergehen konnte, und da er als Hengst langsam nicht mehr herdentauglich war, ließ ich ihn zugunsten der Herdenhaltung legen.

 

Nur zwei Monate später standen wir mit sieben anderen Friesen mitten in Berlin vor einem Standesamt Spalier für die Hochzeit einer Reiterfreundin. Reitender Weise… versteht sich. Alrik war großartig! Er war so entspannt, während wir auf das Brautpaar warteten. Da war ich mir sicher, dass er ein tolles Quadrille-Pferd abgeben würde. Und so bewarb ich mich bei der Ostsee-Quadrille. Dort erfuhren wir, dass das Mindestalter der Pferde dort bei 6 Jahren liegt. Um den jungen Pferden und neuen Reitern der Ostsee-Quadrille die Möglichkeit zu geben, einen sanften Einstieg in die Showwelt zu geben, wurden die Youngstars der Ostsee-Quadrille ins Leben gerufen. So konnten Alrik und ich erste Erfahrungen bei kleineren Auftritten mit all seinen Aufregungen und neuen Eindrücken sammeln. Er vertraute mir und das war – und ist es noch – ein großartiges Gefühl.

 

Als Alrik 6 Jahre alt wurde, sollte es endlich losgehen. Wir waren eingeladen zum Jahrestraining der Ostsee-Quadrille, welches bei erfolgreichem Verlauf die Voraussetzung ist für einen Einsatz bei den Auftritten der Ostsee-Quadrille. Doch dann kam der zweite Dämpfer. Meine Ehe zerbrach, was mich zwang, das Jahrestraining kurzfristig abzusagen. Und auch das Jahr danach, sein 7. Lebensjahr, sollte noch von den Folgen dieses Ereignisses geprägt sein. Während sich Alrik weiter prächtig entwickelte, lag es an mir, die Hoffnung an meinen Traum nicht zu verlieren. Das war so schwer, dass er zweitweise in unerreichbare Ferne rückte. Eine schwierige Zeit…

 

Alrik ist nun 8 Jahre alt. Ich sitze auf meiner Terrasse und schreibe diesen Bericht. Hinter uns liegt das Jahrestraining der Ostsee-Quadrille im April. Wir haben es geschafft! Gemeinsam konnten wir dieses Mal daran teilnehmen, haben dabei viel Spass gehabt und Alrik hat wie immer sein Bestes gegeben. Und nahm mich mit. Die Verbindung zwischen uns ist im Laufe dieser Zeit immer enger geworden, trotz der gemeinsam bewältigten Schwierigkeiten oder vielleicht gerade deswegen… Bei dem öffentlichen Training der Quadrille haben wir so viel Zuspruch erfahren, dass ich jetzt noch Gänsehaut bekomme. Der Traum ist Wirklichkeit geworden. Ich habe nicht nur mein Pferd gefunden, sondern einen Freund gewonnen. Und wir sind ein Teil der Ostsee-Quadrille geworden und haben den Grundstein gelegt und freuen uns nun sehr auf unsere ersten Auftritte.

Das ist alles schon eine Zeit her. Wir gehören nun schon zum alten Stamm der Quadrille und doch: Es bleibt spannend und gibt immer Neues zu erlernen. Ich bin dankbar, dass es Alrik gibt.

 

Ein Bericht von Andrea Morenzin