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Ein unzertrennliches Paar: der Friese Tjerragonn und Stephanie Bolle

  • Geburtsdatum:           15.01.2001
  • Besonderheiten:         Halsringreiten, Zirzensik, Freiheitsdressur

Im Sommer 2004 hat ein Friese mein Leben für immer verändert. Ich hatte eine Woche Urlaub und war auf der Suche nach einem neuen Pferd. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich verschiedenen Warmblütern geritten und gesessen. Für mich sollte das neue Pferd ein Friese sein, weil ich von der Ausstrahlung der Schwarzen Perlen tief beeindruckt war. Von ihrem unglaublich menschenbezogenen Charakter wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

Ich bin zu einem großen Friesenzüchter in unserer Nähe gefahren. Ich wollte nur mal schauen.

Vorher hatte ich mir überlegt, dass es wohl ein zwei- oder dreijähriger sein sollte. Ich wollte die Ausbildung selber übernehmen.

Der Züchter ist mit mir zu seinen Weiden gefahren. Na toll – nur schwarze Pferde, dachte ich. Dann sind wir in den Stall gegangen Dort waren schon einige dreijährige Hengste aufgestallt, um mit ihnen zu arbeiten. Der Züchter brachte den ersten Schwarzen in die Halle und: es war Liebe auf den ersten Blick! Als der Friese dann loslief war mir klar: das ist dein Pferd. Er war drei Jahre alt, Hengst, noch nicht geritten, aber kurz eingefahren worden. Wir wurden uns schnell einig. Eine Woche später konnte ich die erste Zweispännerfahrt draußen mitmachen. Ich war mir immer noch sicher. Der sollte es sein!!

Der Friese hatte noch keinen Namen, auf dem deutschen Pass stand mit Bleistift geschrieben „No Name“. Ich habe ihn Tjerragonn getauft.

Nach zwei Wochen durfte ich ihn abholen. Er kam in den Stall, wo ich als Pferdepfleger angestellt war. Die anderen Stallkollegen und mein Chef erklärten mich für verrückt. Was wollte ich mit einem dreijährigen, rohen Friesenhengst in einem Oldenburger Ausbildungs-stall?

Mein Glück war, dass ich kurze Zeit vorher einen Bodenarbeitskurs besucht hatte, der völliges Neuland für mich war. Ich habe das dort Erlernte vom ersten Tag an mit meinem Friesen geübt. Und es klappte erstaunlicherweise sehr gut. Anfangs habe ich Tjerragonn heimlich in der Mittagspause geritten. Nach drei Wochen wurde ich erwischt. Seitdem habe ich mich nicht mehr mit dem Friesen vor anderen Warmblutreitern versteckt. Tjerragonn war sehr artig und hatte Vertrauen zu mir. Wir waren ein gutes Paar.

Ich habe mich über Zirkuslektionen und Freiheitsdressur erkundigt, weil ich das spannend fand und diese Arbeit gut zum Friesen passt. Im Frühjahr habe ich meinen Tjerragonn in einer Klinik kastrieren lassen.

Von da an habe ich viel Abwechslung in unsere Arbeit gebracht. Ich wollte ihn mit vier Jahren noch nicht zu viel reiten. Wir haben viel ausprobiert. Wir sind ins Gelände geritten, erst allein, dann mit anderen zusammen. Ich bin ohne Sattel geritten oder nur mit Halfter. Und immer wieder viel Bodenarbeit und Zirkuslektionen. In dem Sommer haben wir auch ein Wochenende an der Nordsee verbracht und sind durchs Watt geritten. Auch das fand Tjerragonn toll.

Als Tjerragonn fünf Jahre war, haben wir vier Turniere besucht und waren sogar vor alle anderen sportlichen  Warmblüter platziert. Dort habe ich aber gemerkt, dass das nichts für uns ist. Terry war immer etwas skeptisch mit dem Viereck.

Im selben Jahr bekam ich Kontakt zur Ostsee-Quadrille Dtld.n.e.V, Europas größter Friesen-Showformation. Das war ein Riesenglück für uns! Wir sind jetzt seit fünf Jahren fester Bestandteil der großen 16-er Dressurquadrille, der Schwarz-Weiß-Quadrille, der Licht-Show und anderen Schaubildern der Ostsee-Quadrille Dtld.n.e.V. Tjerragonn ist bei unseren Auftritten in ganz Deutschland immer cool unterwegs. Egal, ob sechs Stunden Anhängerfahrt oder fremde Box und Umgebung: Hauptsache, seine Besitzerin ist dabei und passt auf ihn auf.

Wenn wir nicht mit der Quadrille unterwegs sind zum Training oder zu Veranstaltungen, nehmen wir auch an Turnieren des Verbandes zur Förderung der klassisch-barocken Reitkunst teil.

Seit 4 Jahren haben Tjerragonn und ich regelmäßig Solo-Auftritte auf der Messe „Mein Tier“ in Oldenburg. Dann reite ich nur mit einem Halsring im Viereck und zeige dort Lektionen wie: Seitengänge, den spanischen Schritt und das Arbeiten mit dem Podest. Ich steige ab und Tjerragonn trabt frei um mich herum, hält auf Kommando an, geht rückwärts und seitwärts, macht das Kompliment. Die Leute sind begeistert, einige hatten sogar vor Rührung Tränen in den Augen, und ich bin stolz auf meinen Friesen.

Seit dem letzten Jahr legt sich Tjerragonn auch auf Kommando hin. Egal wo und wann, ob mit oder ohne Sattel und auch das Flachliegen bei Applaus ist kein Problem für ihn.

Natürlich kommt auch die Dressurarbeit nicht zu kurz. Er beherrscht spielerisch alle Lektionen bis Klasse M, sowie Piaffe und Passage.

Am 02. September 2012 waren wir mit der Ostsee-Quadrille Deutschland n.e.V. in Alt-Barnim beim Reitverein Kronprinz Wilhelm zu einer großen 3-stündigen Gala-Show. Dort hatten Terry und ich unseren ersten Solo-Auftritt im Rahmen unserer Quadrillen-Gala. Halsringreiten und Zirkuslektionen haben wir gezeigt und das Publikum war begeistert. Nach der Gala kamen noch viele Besucher zu uns und haben uns gelobt und gefragt, wie so etwas möglich ist und wie lange das Training für diese Ausbildung dauert. Ich freue mich immer sehr, wenn es anderen gefällt und wenn ich zeigen kann, was alles mit einem treuen Partner Pferd möglich ist.

Mit so viel Vertrauen beiderseits macht die tägliche Zusammenarbeit natürlich doppelt so viel Spaß und ich freue mich jeden Tag aufs Neue, mit so einem guten Freund arbeiten zu dürfen. Als nächste Lektion erarbeiten wir gerade das Steigen, um es dem Publikum anlässlich der 12. Gala Nacht der Schwarzen Perlen am 04. und 05.05.2013 im Rahmen einer Freiheitsdressur präsentieren zu können.

Terry ist jetzt elf Jahre alt und ich hoffe, dass wir noch viele Jahre zusammen bleiben und gemeinsam mit den Friesen und Iberern der Ostsee-Quadrille Dtld.n.e.V. auftreten können.